Solidarisches Netzwerk von Nachbarschaft und Gewerbetreibenden in Berlin-Kreuzberg

Kinderladen „Trau Dich“ retten !

Presse-Information 31.10.2019
Drohende Schließung einer Kreuzberger Kita wegen Umwidmung zu Büroräumen


• Eigentümerin will Mietvertrag für Kreuzberger Kinderladen nicht verlängern
• 22 Kinder sollen zum Jahresende ihren Kitaplatz verlieren
• Appelle von Bezirksbürgermeisterin Herrmann, Kita-Aufsicht und Jugendamt werden ignoriert
• Eltern kündigen Proteste an

Wieder ist in Kreuzberg eine Kita von der Schließung bedroht ! Die Besitzerin des Hauses in der
Eisenbahnstraße 13, Sofia Lämmerhirt, will „Trau Dich“ keinen neuen Mietvertrag geben. Einen Grund
hat sie uns nicht genannt, dafür aber gefordert, bis Ende Dezember alle Einbauten zu entfernen.

Es sollen Büros in die Räume der Kita. 22 Kinder würden dadurch zum Jahresende ihren Kitaplatz verlieren.
Dass dadurch der katastrophale Kitaplatzmangel in Berlin weiter verschärft wird, ist ihr auch egal.
„Trau Dich“ besteht seit 25 Jahren und betreut auch Kinder mit besonderem Förderbedarf sowie mit
Fluchtgeschichte. Die aktuelle Leiterin der Kita und bisherige Mieterin muss aus familiären Gründen den
Kinderladen abgeben. Für die Nachfolge gibt es bereits einen Träger: Nestwärme e.V. unterhält bereits
seit den 1980er Jahren zwei Kitas in Kreuzberg. Die Kitaufsicht des Senats hat ein Weiterlaufen der
Betriebserlaubnis zugesichert. Inzwischen haben sogar das Jugendamt und die Bezirksbürgermeisterin,
Monika Herrmann, schriftlich an Frau Lämmerhirt appelliert, weiter an die Kita zu vermieten. Die aber
stellt sich stur.

Wir lassen uns das nicht bieten!
Es hat Verfassungsrang, dass mit Eigentum auch gesellschaftliche Verantwortung verbunden ist.
Privateigentum steht auch nach heutiger Gesetzeslage nicht über grundlegenden sozialen Bedürfnissen
wie der Versorgung mit Kitaplätzen! Das Verhalten von Lämmerhirt ist allerdings ein Beispiel dafür, dass
man nicht nur über die Enteignung der großen Immobilienkonzerne nachdenken sollte.
Wir fordern Politik und Verwaltung auf, jetzt alle rechtlichen, administrativen und politischen
Möglichkeiten auszuschöpfen, um einen weiteren Fall von Zerstörung sozialer Infrastruktur zu
verhindern!


Wir rufen zu einer Protest-Kundgebung vor den Büros der Hausverwaltung auf!
Donnerstag 7.11.19, 16 Uhr, Kanstraße 78, Charlottenburg.


bei der Eigentümerin für den Erhalt des Kinderladens eingesetzt. Wir als Eltern sind dafür sehr dankbar, fordern aber, dass Politik und Verwaltung auch weiterhin alle rechtlichen, administrativen und politischen Möglichkeiten ausschöpfen, um einen weiteren Fall von Zerstörung sozialer Infrastruktur durch das Primat des Privateigentums zu verhindern. Es hat immerhin Verfassungsrang, dass Eigentum verpflichtet, also nicht unverantwortlich und ohne jede Einschränkung genutzt werden darf. Privateigentum steht eben nicht über grundlegenden gesellschaftlichen Bedürfnissen wie es die Versorgung mit Kitaplätzen zweifellos auch ist.

Wir stehen auch im Kontakt mit Bündnissen, die ebenfalls gegen Verdrängung und Entmietung protestieren, und planen Protestaktionen. Die Zeit drängt jedoch, da ja bereits ein Makler eingeschaltet ist.
Eine der ersten Aktivitäten wird in der kommenden Woche eine Kundgebung vor den Büros der Hausverwaltung in der Charlottenburger Kantstraße sein.

Wir stehen ihnen für Nachfragen und Gespräche sehr gern zur Verfügung und stellen gern weitere Kontakte zu Beteiligten her, falls Sie an einer Berichterstattung interessiert sind.

Mit freundlichen Grüßen,
für die Eltern und Bezugspersonen von „Trau Dich“:



Argumente für die Erhaltung des Kinderladens

Der Kinderladen „Trau Dich“ muss in der Eisenbahnstraße erhalten werden, weil …

  • es keinerlei Ausweichmöglichkeiten gibt: In Kreuzberg gibt es praktisch keine bezahlbaren Gewerbeflächen oder umzuwidmenden Wohnraum mehr;
  • seine Schließung für die dort betreuten Ein- bis Sechsjährigen den Verlust wichtiger Bindungen und des vertrauten Ortes bedeuten würde;
  • er zu den letzten Schätzen der alten Kreuzberger Mischung gehört und diese Diversität beibehalten werden soll;
  • seine Auflösung die katastrophale Versorgungslage mit Kitaplätzen im Bezirk und in der gesamten Stadt weiter verschärfen würde. In dieser Situation kommt es auf den Erhalt eines jeden Kitaplatzes an;
  • Eigentum verpflichtet. Hauseigentum darf nicht zum reinen Spekulationsobjekt werden und basale soziale Einrichtungen der Profitgier von Einzelpersonen zum Opfer fallen;