Kennenlernen und niedrigschwelliges Beisammensein
Am Montag, den 11. März um 18:30 Uhr, kamen Initiativen, Gewerbetreibende und Nachbar*innen beim gemeinsamen Essen und Trinken im Stadtteilzentrum Familiengarten für einen niedrigschwelligen Austausch und viele Gespräche zusammen. Eine Abgesandte der Initiative No Hostel kam außerdem vorbei und berichtete über ihr Treffen mit Baustadtrat Florian Schmidt, was dann später ins Plenum reingetragen wurde.
Plenum
Um 19:30 Uhr ging es dann weiter mit dem offiziellen NaGe-Plenum. Dieses Mal waren 12 Aktive und Interessierte dabei aus Nachbarschaft, Gewerbe, Organisationen und Initiativen wie Kotti e.V., Kotti&Co, Bizim Kiez, Quartier Handwerk, Netzwerkstelle Wrangelkiez, Kotti-Shop, aquarium/Südblock, NoHostel, Gast: Mitarbeiterin Bezirkstourismus visitBerlin.
Nachrichten aus den Kiezen und den Initiativen – Kurz-Updates
Die Sportschule Yayla hat die Kündigung erhalten und der Vermieter möchte die Miete erhöhen. Jetzt hat die Sportschule die Möglichkeit bekommen, ein Konzept für Mitmieter*innen für den Vormittag beim Vermieter einzureichen, damit die erhöhte Miete gezahlt werden kann. Im Plenum wurden dann ein paar Vorschläge diskutiert, welche Organisationen in den Kiez passen und gemeinnützig sind.
Vor dem Plenum berichtete die No Hostel Initiative über ihr Treffen mit Baustadtrat Florian Schmidt. Diese Infos wurden dann im Auftrag ins Plenum reingetragen: Schmidt teilte mit, dass die Idealo-Versicherung, der das Grundstück Skalitzer/Mariannenstr. gehört, daran interessiert ist, Gewerbeflächen an ortstypische Gewerbe zu vergeben. Dazu sollen jetzt Vorschläge aus den Initiativen gemacht werden. No Hostel wollte diesen Aufruf/Wunsch gerne ins NaGe-Netz weitergeben, da dort eine höhere Kompetenz für den Bereich Gewerbe vorliegt. Im Plenum wurde dann diskutiert, dass nicht ein paar Alibi-Gewerbe dort entstehen sollten. Es sollte ein konkretes Angebot von Idealo/Senat kommen, in welchem zumindest schon mal die Grundinformationen bzgl. der Flächen thematisiert werden. Außerdem möchten alle nochmal generell darüber sprechen, was genau dort gebaut werden sollte. Der „Kompromiss“, dass der Bau jetzt kein Hostel sondern ein Bürogebäude wird, ist nicht hinzunehmen. Generell nutzt den Läden aus dem Kiez ein Gewerbe um die Ecke nicht, wenn sie dort auch keine Geschäfte machen und die Mieten nicht bezahlen können.
Thema: Tourismus
Das Schwerpunktthema für dieses Plenum war Tourismus in Kreuzberg. Dazu wurde eine Mitarbeiterin im Bereich Bezirkstourismus von visitBerlin eingeladen. Diese berichtete, dass ein Bürgerforum Berlintourismus eingerichtet werden soll. Dieses Gremium wird aus Vertreter*innen aller Bezirke bestehen, soll Erfahrungen bündeln und Empfehlungen an die Politik aussprechen. Allerdings wird es kein Steuerorgan sein. Ein Problem, das das NaGe-Netz bei diesem Bürgerforum sieht, ist vor allem die Einbeziehung aller Bezirke, weil individuell unterschiedliche „Probleme“ im Bezug auf Tourismus bestehen. Es sollte daher eher ein Gremium ausschließlich für Friedrichshain-Kreuzberg entstehen. Des Weiteren ist fraglich, ob eine Institution wie visitBerlin, deren Besitzer zu einem Großteil die Hotellobby ist, die richtige Plattform für die Organisation eines solchen Forums ist.
Nach wie vor ist es schockierend, wie wenig bei der Politik ankommt: Touristifizierung ist kein Nischen-Problem, sondern in jeder größeren europäischen Stadt seit Jahren ein Problem. Die Idee des neuen Tourismuskonzeptes des Senats ist, den Tourismus zu verteilen. Als Ressourcen werden die Bürger*innen benutzt, die die Hotspots preisgeben sollen. Berliner*innen werden als Touristen bezeichnet und somit praktisch „geframed“. Wenn man Teil des Bürgerforums werden würde, dann doch nur damit in Kreuzberg weniger Tourismus stattfindet und nicht um den Tourismus in andere Kieze zu drängen.
Eine Befragung der Gewerbetreibenden auf der Oranienstraße durch die Initiative OraNostra hat zudem gezeigt, dass nur wenige vom Tourismus profitieren. Die meisten Läden schreiben sogar eher Verluste, weil die Straße so voll ist und Stammkundschaft ausbleibt. Immobilienbesitzer*innen denken, dass durch Tourismus die Umsätze steigen, das ist aber nicht so. Tourismus muss reduziert werden und wenn politische Lösungen nicht gefunden werden, gibt es kaum Ansätze, das zu beeinflussen. Diese Problemlage ist den politisch Verantwortlichen nicht präsent.