Von Verdrängung bedrohte Ateliergemeinschaft in der Lehmbruckstraße in Friedrichshain kann bleiben. Nach breiter Unterstützung aus dem NaGe-Netz konnte der Mietvertrag verlängert werden zu Konditionen, die für die Künstler*innen von SHOXXXBOXXX gerade noch leistbar sind.
Die Ausgangssituation von SHOXXXBOXXX
Anfang März dieses Jahres wandten sich die Künstler*innen der internationalen Ateliergemeinschaft SHOXXXBOXXX an das NaGe-Netz mit der Bitte um Beratung, weil sie Verdrängung fürchteten. Wir luden sie zum nächsten NaGe-Netztreffen ein und dort stellten sie ihren Fall vor:
Ein Brief von der Hausverwaltung Raumgold kündigte eine Erhöhung der Nettokaltmiete von aktuell 5 Euro auf 15 Euro ab Mitte 2021 an. Für die internationale Ateliergemeinschaft aus Friedrichshain nicht zu stemmen! Sollten sie jedoch der Mieterhöhung nicht zustimmen, würde der Gewerbemietvertrag nicht verlängert, wurde den die Künstler*innen gesagt, müssten bereits Ende September die Räumen verlassen.
Unterstützung aus dem NaGe-Netz
Ein Zweck/Motiv des NaGe-Netz, in dem Kiezgewerbetreibende und Kiezbewohner*innen sich gemeinsam engagieren, ist das Teilen von Erfahrungen und Kenntnissen. Die konkrete Problemlage betroffener Gewerbemieter*innen ist oft ähnlich: Das Gewerbemietrecht weist kaum Schutz für die Mieter*innen auf und die existenzielle Bedrohung, die eigenen Produktionsräume zu verlieren, sorgt für große Verunsicherung. Aber aus den Erfahrungen mit ähnlichen Fällen konnten die Aktivist*innen im NaGe-Netz auch im Falle von SHOXXXBOXXX erprobte Methoden empfehlen.
Während die Ateliergemeinschaft ein Raumkonzept erstellte und gemeinsam mit einem Unterstützungsschreiben von Nachbar*innen an die Eigentümer*innen schickte, rief das NaGe-Netz dazu auf, weitere Soli-E-Mails für SHOXXXBOXXX an die Hausverwaltung Raumgold zu senden. Politiker*innen aus den Bereichen Kultur- und Stadtentwicklung der Bezirks- und Landesebene sollten dabei in cc gesetzt sein.
Daraufhin meldete sich die Hausverwaltung zunächst sehr empört über diese Schreiben bei der Ateliergemeinschaft und drohte, dass dieses Vorgehen die Verhandlungen gefährde. Doch wie mit dieser erwartbaren Reaktion umzugehen sei, wurde schon vorab mit den Künstler*innen besprochen. Es ist den Eigentümervertreter*innen immer lieber, wenn die Verhandlungen ohne Öffentlichkeit ablaufen, zeigt ein*e Mieter*in aber, dass sie nicht alleine ist, und dass sie sich zu organisieren weiß, stärkt das aber die Verhandlungsposition der Mieter*in, auch wenn die Hausverwaltung Druck aufbaut, indem sie das Gegenteil behauptet.
Gute Nachrichten für SHOXXXBOXXX
Wie wichtig es für Mieter*innen ist, sich zu organisieren, ob es nun um Wohn- oder Gewerberäume geht, zeigt sich am Beispiel der Ateliergemeinschaft SHOXXXBOXXX. Knapp einen Monat nach der unerfreulichen Reaktion der Hausverwaltung auf die Unterstützung aus dem NaGe-Netz, meldet sich der Eigentümer telefonisch bei den Künstler*innen: Er habe ihr Raumkonzept gelesen, er sei selbst Kunstliebhaber und wie er hörte, setzt sich auch die Nachbarschaft für die Ateliergemeinschaft ein. Das Ergebnis: Statt Verdreifachung wird die Miete von fünf auf acht Euro erhöht und der Mietvertrag für ein weiteres Jahr verlängert.
Natürlich ist ein Jahr keine sehr lange Zeit. Aber gerade jetzt, wo auch die Gewerbefrage in der mietenpolitischen Bewegung und während der Covid19-Pandemie immer mehr an Bedeutung gewinnt, heißt das: Ein Jahr mehr Zeit, die Forderungen nach mehr Schutz für Gewerbemieter*innen in die Tat umzusetzen.