Solidarisches Netzwerk von Nachbarschaft und Gewerbetreibenden in Berlin-Kreuzberg

Kisch & Co bleibt!

Die Buchhandlung Kisch & Co besteht bereits seit 23 Jahren in der Oranienstraße. Mit ihren zahlreichen Kulturveranstaltungen ist sie ein geschätzter Begegnungsort im Kiez und neben anderen alteingesessenen Läden ein Anziehungspunkt für die Nachbarschaft und Tourist*innen gleichermaßen. Nach einem Eigentümerwechsel Anfang 2020 wollen die neuen Eigentümer nun den Mietvertrag für Kisch & Co nicht verlängern. Wirkliche Verhandlungen haben bisher nicht stattgefunden, und so sieht es nun aus, als müsste die Buchhandlung Ende Mai schließen. Mit einer vielfältigen Aktion der Solidarität bringen Nachbar*innen in kurzen Videos ihre Unterstützung für den Erhalt der Kiez-Buchhandlung zum Ausdruck.

Entwicklung und aktuelle Situation

An einem ähnlichen Punkt war Kisch & Co schon einmal vor gerade drei Jahren mit den damaligen Eigentümerinnen, den Berggruen Holdings. Die 3-Jahres-Verlängerung, die 2017 ausgehandelt werden konnte, knüpfte Berggruen an eine Mieterhöhung: von zuvor 17 Euro auf jetzt 20 Euro pro Quadratmeter. Berggruen hatte als Nachmieterin eine  niederländischen Ladenkette für Designerbrillen gefunden. Zahlreiche Proteste aus der Nachbarschaft führten aber dazu, dass sich die potenzielle Nachmieterin wieder zurückzog.

Anfang 2020 wurde die Oranienstraße 25 von Berggruen weiterverkauft, ohne dass die Mieter*innen etwas davon mitbekommen hätten. Der Milliardär Berggruen hat die Immobilien an einen Luxemburgischen Fonds – man kann es wohl eine Briefkastenfirma nennen – veräußert. Laut der Recherche, die Christoph Trautvetter in ›neues deutschland‹ veröffentlichte, sind die Begünstigten des Fonds die Milliardärs-Erben aus dem Tetra Pak Clan der Familie Rausing.  Auf ein Verhandlungsgesuch von Kisch & Co für eine Vertragsverlängerung wurde bisher nicht reagiert. Doch selbst wenn es noch zu Verhandlungen kommt sollte, wird eine weitere Mieterhöhung ins Haus stehen, denn das Architekturbüro, das im gleichen Haus Gewerberäume mietet, hat gerade eine Erhöhung von 13 € auf 38 € pro Quadratmeter vorgesetzt bekommen.

Jetzt trifft es Kisch & Co – aber betroffen sind alle

Noch immer steigen die Büro- und Gewerbemieten in Berlin rasant an, laut der aktuellen GSG-Studie lagen die Marktmieten bei Neuvermietung in Friedrichshain-Kreuzberg Mitte 2019 im Durchschnitt bei 24,50 Euro und die Höchstmieten bei 36,50 Euro pro Quadratmeter. Und noch immer gibt es keine rechtlichen Instrumente zum Schutz von Kleingewerbe oder sozialen und kulturellen Einrichtungen in Gewerbeflächen. 

Durch die Corona-Krise verschlechtert sich die Situation von Bestandsmieter*innen weiter. Die Buchhandlung Kisch & Co ist ein fest verwachsener Teil eines Netzwerkes im Kiez, in dem Nachbar*innen und Gewerbetreibende längst mehr geworden sind als Käufer- und Verkäufer*innen. Dieser Buchladen gibt der Straße Identität und andersrum genauso. Jeder weitere Laden, der verdrängt wird, reißt eine Lücke in dieses Geflecht namens Kreuzberg.

Aktionen für Kisch & Co

Mit vielen kurzen Videos haben sich Anwohner*innen, Kneipen- und Ladenbetreiber*innen, Lokalpolitiker*innen und stadtpolitische Gruppen für den Erhalt von Kisch & Co ausgesprochen. Ihre Beiträge könnt ihr euch hier anschauen. Weitere Aktionen sind in Planung.

Weitere Infos zum Kampf für Kisch & Co

Alle Beiträge zum Thema

Hier findet ihr einen Überblick zu Kisch & Co: aktuelle Entwicklungen, Eigentumsverhältnisse, Verhandlungsprozess 2017 und eine Dokumentation der Proteste und Soli-Aktionen 

Medienecho

Hier findet ihr Links zur aktuellen Berichterstattung über Kisch & Co